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EHZZ - diverse Kommentare über EHZZ
Diese Seite befindet sich noch in der Zusammenstellung und ist noch nicht komplett.
EHZZ - Kommentare
Hier
finden Sie einige Kommentare und Zitate von
Kritikern, Musikfachleuten und Zeitgenossen,
die seinerzeit zur Musik von EHZZ abgegeben wurden. Weiterhin auch Kommentare und
Zitate einiger EHZZ - Mitmusiker selbst, die damals, als EHZZ noch aktuell war, abgegeben wurden.
Des weiteren steuern hier in loser Folge frühere EHZZ -
Musiker und Mitwirkende einige Anekdoten und Rückblicke auf einzelnde Ereignisse bei.
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Coverfront
der Cassette Eisreise von 1977. Auf der B - Seite war der Titel
Suffragettenchor. Die etwas "zerrupfte" Trennung des Wortes ist
zugleich wieder eine der typischen Ehzz - Wortspielereien, die Raum
für gewisse Doppeldeutigkeiten lässt. Da der A - Titel sehr
kurz ist, wurde der dadurch verbleibende Freiraum auf dieser
Cassettenseite nach einer rund 30 Sekunden langen Ruhephase mit kurzen
Testversionen anderer Titel aufgefüllt, die jedoch nicht
namentlich auf der Cassette oder dem Cover genannt wurden. Diese
Vorgehensweise fand sich bei EHZZ - Cassetten desöfteren. |
Deckblatt
der Single - Cassette Musikwerk Vol. 3 aus dem Jahre 1984. Die
Musikwerk - Serie ist in gewisser Weise etwas vergleichbar mit der
"Industriemusik - Serie". Die wesentlichsten Unterschiede sind neben
anderen, eigenständigen Titeln die, dass die Musikwerk - Serie
stets Single - Ausgaben waren, also mit nur 2 Titeln, während die
Industriemusik - Serie stets aus Alben bestand und der zweite
Unterschied ist der, dass die Musikwerk - Titel von Jackomo Schneider
und Michael Keller zusammen komponiert wurden, während die
Industriemusik - Titel ausschließlich von letzterem stammen. |
Zu den Kommentaren:
Kommentar von Musikkritiker
Otto Steiner (Auszug)

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Wir empfanden es damals zunächst als unerhört, da war
doch
eine
Musikgruppe, die kaum einer kannte, die von der Publikumswirkung her
eigentlich bedeutungslos war, weil sie ja keine Auftritte machte, und
die sich trotzdem nicht um Kritiken
und
Kritiker scherte, die uns Kritiker völlig links liegen
ließ. Dennoch erkannte ich schnell, dass jeder, der
Ehzz in
eine bestimmte Richtung, eine bestimmte Schublade einordnen will, damit
einen ganz bitteren Schiffbruch erleiden wird. |
Eine Gruppe, die heute
ein absolutes Chaos-Stück hervor bringt, von dem man glauben
möchte, dass es jemand bei einem Amoklauf über einen
Rummelplatz aufgenommen hat und danach noch durch einen Ringmodulator
gejagt hat, dann nur einen Tag später eine ruhige
Traumballade,
perfekt eingespielt, die einen entschweben lässt und mit in
luftige Höhen empor hebt. Beides von Ehzz, beides so
unterschiedlich, wie es unterschiedlicher kaum sein kann, beides in der
gleichen Zeitphase entstanden, das mochte man nicht glauben. Man mag
bei vielen Musikern während ihrem Schaffen bestimmte Phasen
entdecken, in denen sie ihre Arbeitsweise oder ihren Stil für
die
Dauer dieser Phase verändern, aber solche extremen
Wechselbäder von heute auf morgen, wie bei Ehzz, so etwas habe
ich
vorher und auch nachher in meiner aktiven Berufszeit nie wieder erlebt.
Zitat von Nora Schelling
(damals Bürokraft und GGvD [Guter Geist vom Dienst] im EMP -
Studio)

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Ehzz
hätte, einmal das klassische Fach ausgenommen, fast alle
anderen
Bands und Gruppen ersetzen können, weil die fast alle
Stilrichtungen gleichgut interpretieren konnten, wenn sie nur wollten.
Es ist jammerschade dass da nicht mehr draus geworden ist. |
Einige Anmerkungen von Musikwissenschaftler Bernd Mayer
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Ehzz
fasziniert! Kürzer kann man es nicht erklären. Wer im
Leben
einmal den Fehler machte und bei der Musik von Ehzz wirklich genau
zuhörte, der war fasziniert und konnte sich dem Bann nicht
mehr
entreißen. Man war gespannt auf die ungewöhnlichen
Kleinigkeiten und Feinheiten, die die einen bei einem neuen
Stück
wieder erwarteten und die man unbedingt heraushören wollte,
wenn
man konnte. Manche Produktion von Ehzz vergleiche ich ein wenig mit
einem musikalischen Suchbild. |
Nicht selten habe ich Bauklötze
gestaunt über diese musikalische Unverfrorenheit, die sich
diese
Ehzzer da leisteten. Ich wollte nur einmal fünf Minuten in ein
neues
Album hinenhören - das ging nicht, es war einfach
unmöglich.
In dem Moment wo ich Ehzz hörte, kam ich nicht mehr von den
Lautsprechern weg. Ich vergaß Zeit und Raum, alles andere
wurde unwichtig,
zuerst mußte ich unbedingt alles neue heraushören,
was da
nun auf mich zukommen mochte. Die meisten Ehzz - Stücke, die
ich
kenne, waren Ablenkung pur und entführten einen in eine
andere,
unbeschreibliche Welt.
Ehzz hatte auf die Entwicklung der Popkultur selbst sicherlich keinen
nennenswerten Einfluß, solange man den populären
Teil von
dem musikalischen Teil abgekoppelt betrachtet. Ehzz hatte aber auf die
Musikgeschichte, also den musikalischen Teil in purer Rohform,
sicherlich einen viel größeren Einfluß,
als man das
heute glauben möchte. Das kommt daher, weil hier
Produktionsweisen
eingeführt wurden, die später meist mehr unberwusst
von
vielen anderen übernommen wurden.
Kommentar von Musikkritiker
Heinz Zimmermann
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Anfangs
habe ich die Musik von Ehzz gehasst wie die Pest. Ich muss zugeben,
anfangs kannte ich ganze 3 Stücke von Ehzz aus deren
Anfangszeit
und die waren sich sehr ähnlich, wodurch ich dahinter
logischerweise einen für Ehzz typischen Stil vermutete. Meine
Ohren waren mir zu schade für diese Musik, sagte ich. Ich
weiß es noch genau, an einem heißen Sommertag 1979
fuhr ich
auf der Autobahn in die Niederlande. Dort lief im
holländischen
Radio ein Musikstück, welches mich entspannte. |
Ein
Instrumentaltitel, es war, wie sich erst am Ende des Stückes
herausstellte, das Stück Journey von Ehzz, soviel konnte ich
jedenfalls den Worten des holländischen Moderators entnehmen.
Zuerst glaubte ich, dass es sich hier zufällig um eine
Namensgleichheit der Interpreten oder einen in
niederländischer
Sprache ähnlich klingenden Band-Namen handelte. Erst viel
später stellte sich dann zu meiner großen
Verblüffung
heraus, dass es tatsächlich die gleiche Gruppe Ehzz war, die
bis
dato von mir so verhasst war.
Einige Anmerkungen von
Petra Schneider (Berufs-Musikerin)

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Als Ehzz
noch aktuell existierte, gab es mich noch gar nicht. Vor einigen Jahren, es
war kurz nach meinem 20. Geburtstag, gelangte ich auf einem Flohmarkt
an 2 Music - Cassetten von Ehzz. Für 5 Euro wechselten beide
Cassetten sowie noch ein Stapel anderer alter Cassetten in meinen
Besitz. Natürlich hörte ich alle frisch erworbenen
Cassetten
gleich durch. Bei den Ehzz - Cassetten war ich gleich von den Socken,
nicht bei allen Titeln, aber doch bei etlichen. Wie haben die das
damals gemacht? |
Ich spiele seit meinem 8. Lebensjahr Orgel und
Keyboard, habe dann versucht einige Stücke nachzuspielen.
Anfangs
mißlang es ständig, ich bekam diesen Ehzz - Sound
nicht hin,
sofern man überhaupt hier von einem Ehzz - Sound sprechen
kann,
denn typisch an deren Musik ist, das nichts Typisches dran ist, aber
vielleicht ist das Typische ja, dass ein gewisser Klangkörper
aufgebaut wird, den man nicht wirklich erklären kann, der aber
im
Gegensatz zur normalen Alltagsmusik einfach da ist. Natürlich
setzen die alten Music - Cassetten dem Klangvolumen enge Grenzen und ich
bin überzeugt davon, dass Ehzz auf einem besseren
Tonträger
wie Schallplatte, Echtband oder CD, oder gleich direkt im Studio
nochmals um Welten besser geklungen hat. Mittlerweile
schaffe ich es annähernd einige
Ehzz-Stücke nachzuspielen, so etwa die Beatles-Polka
oder
Barbaras Disco-Mampf,
aber bei einigen geht es einfach nicht. Ich weiss nicht, was die
angestellt haben, um diese Stücke so einzuspielen. Ich
weiß
nur eines, in der Truppe hätte ich gerne mitgespielt, das
wäre mit Sicherheit eine hochinteressante Sache gewesen.
Hätte sich damals Jackomo Schneider nicht so sehr gegen jede
Form
des Bekanntwerdens gesträubt, da hätten die bestimmt
einiges
erreichen können und wären sicher auch heute noch
aktiv,
zumindest im Hintergrund als Kompositionsteam.
Kommentar von Ernst Ritter
(Komponist)

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Das
erste Mal, als ich einen Musiktitel von Ehzz hörte, muss
ungefähr 1980 gewesen sein. Es war das Stück
Middaymist und
ich empfand den Titel korrekt, sofern man das Midday weg
läßt, Mist. Wie kann man solch einen Schrott
hervorbringen,
dachte ich mir. Ich war der festen Überzeugung, dass man da
einfach zig andere Aufnahmen übereinenader gemischt hat, bis
dass
dieses musikalische Kauderwelsch entstand. Um so
größer war
meine Verwunderung, dass dafür sogar Noten
geschrieben worden
sein sollen, was ich mir nicht vorstellen konnte. |
Kein Musiker, kein
Komponist kann von sich behaupten, in seiner Schaffenszeit nur gute
Sachen hervor gebracht zu haben. So ist meine Meinung zu diesem
besagten Stück Middaymist auch bis heute noch gleich
geblieben, es
war und es ist der vorletzte Schrott. Vorletzter Schrott deshalb, weil
die heutige "Musikkultur" noch wesentlich ärgeren Schrott
hervorgebracht hat, da brauche ich nur an die stammelnden "Musiker"
zahlreicher heutiger Produktionen zu erinnern. Jedoch ist es nicht
meine Aufgabe, hier von anderen zu sprechen. Einige Zeit
später,
vielleicht 1981 oder sogar schon 1982, hörte ich dann von Ehzz
eine funkige Version des weltbekannten Jazzstücks "Walk Right
In"
und ich war restlos begeistert. Das meine ich ernst und daran hat sich
auch bis heute ebenso nichts geändert, wie an meiner Meinung
zum
zuvor erwähnten Middaymist. Walk Right In vermittelte eine
neue
Frische, eine Befreiung des Stücks von alten Fesseln, eine
Offenlegung eine Wiederbelebung eines fast vergessenen Titels auf eine
Art und Weise, die gleichmaßen gut für alte
Jazzhasen, als
wie auch für junge Popfreunde geeignet war. Viele weitere der
späteren Stücke, die mir zu Ohren kamen bewiesen mir,
da wird
eine bestimmte Form der Kunst neu geschaffen und kein Schwein bemerkt
es, um es mal mit einer Platitüde auszudrücken. Da
wurden
Genres miteinander vereinigt, die jahrzehntelang als unvereinbar
galten. So weit so gut. Wo Licht ist, dort ist bekanntlich auch
Schatten, für mich hießen diese Schatten neben
Middaymist
auch Casablanca in Aspik, wobei ich nie verstanden habe, weshalb
ausgerechnet dieses, nach meiner Meinung, qualitativ eher
minderwertige Stück den höchsten Bekanntheitsgrad
aller
Ehzz-Stücke erreichte. Vielleicht lag es am eigenwilligen
Namen,
der es zu einer Besonderheit empor hob. Auch eines der wenigen
Echt-Textstücke mit dem Hund der drei Ecken hat, mit dem
damals
schon die Unsitte einiger Hundebesitzer aufs Korn genommen wurde, ihren
Hund überall bei anderen vor der Tür scheissen zu
lassen,
fand ich musikalisch alles andere als gut. Der Text war ok, aber die
Musik von diesem Stück, brrr - und das obwohl gesungener Text
immer die Schwäche von Ehzz war oder eigentlich bekanntlich so
gut
wie nie stattfand. Aber weg von den eher seltenen schlechten
Stücken. Wirklich herausragendes hat Ehzz geleistet, daran
besteht
gar kein Zweifel, ich nenne hier besonders die Stücke
Riesenrad,
Journey, Besame Mucho in all seinen Varianten, Monsieur
Parapluie, Wiener Walze und ganz besonders die zahlreichen
Neuvertonungen verschiedener Beatles-Stücke, die ausnahmslos
allererste Sahne waren und die Beatles-Stücke im Prinzip zu
einem
ganz neuen, eigenständigen Werk machten, welches in keiner
Konkurrenz mehr zum Original stand, weil es dazu viel zu sehr ein
eigenes Leben führte, wenn man es mal so ausdrücken
darf. |
Anekdoten von Else Schmidt,
ehemalige Nachbarin des alten Bonner Studios
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Das
Tonstudio war damals im Nebenhaus. Als Musiklehrerin
interessierte
ich mich natürlich auch für die Musik, die dort
gleich
nebenan gemacht wurde. Es schien anfangs jedoch unmöglich
einen
Zugang zu den Leuten dort zu finden, da es denen ja in keiner Weise um
Kontakt mit der Öffentlichkeit ging. Es wirkte schon ein wenig
absurd. Normalerweise ist man daran gewöhnt, dass die meisten
Musiker auch eine gewisse Erfüllung darin finden, ihr
Können
oder die Früchte ihrer Arbeit einem öffentlichen
Publikum
darzubieten. Hier war das genau umgekehrt. Fast alles wurde wie in
einem Hochsicherheitstrakt behandelt und bloß kein
Außenstehender sollte mitbekommen, wer dort wann und wie
Musik
macht. |
Das fand ich sehr eigenartig, aber zugleich verstärkte
es
mein Interesse noch. Zuerst dachte ich, es gibt da nur zwei
Möglichkeiten, warum das so ist. Möglichkeit 1)
Entweder
produzieren die dort solch geniale Sachen, dass dabei wirklich jeder
Zuhörer wie ein Fremdkörper stört oder
Möglichkeit
2) die sind so grottenschlecht, dass es keiner hören darf, nur
um
sich Spott und Hohn zu ersparen. Mir war Frau Cordes ein wenig bekannt,
die dort öfters mitwirkte und ich glaube, Verwandten
von ihr gehörte auch die Immobilie, in der sich die
Studioräume befanden. Vom Sehen her kannte ich auch den
Produzenten, den Herrn Keller etwas, ich glaube er war damals
der
Freund von Frau Cordes, so genau weiß ich das aber nicht. Des
weiteren war mir Herr Schneider vom Ansehen her bekannt, der Kopf der
Truppe, ich wusste aber damals nicht, dass er der Kopf davon war oder
dass er überhaupt etwas mit Musik zu tun hat. Der wirkte
überhaupt nicht wie ein Musiker. Entschuldigung, ich muss es
sagen, auf mich wirkte der damals immer wie ein Krankenpfleger oder
jemand mit einem ähnlichen Beruf. Nach außen hin
wirkte er
immer lustig und verschlossen zugleich. Das Studio war so gut
gedämmt, dass nur selten überhaupt etwas von der
Musik nach
außen drang, vielleicht gelegentlich im Sommer, wenn man
wegen
der Hitze die Fenster teils beim Abhören oder Abmischen etwas
offen hatte. Nun war es mir irgendwann gelungen, Frau Cordes doch mit
meiner musikalischen Neugierde zu belästigen. Das
führte dann
dazu, dass sie mich einmal mit ins Studio nahm, bevor dort Aufnahmen
stattfanden. Die meisten Mitglieder der Band waren zu diesem Zeitpunkt
noch nicht da. Ich war vor allem darüber erstaunt, wie eng es
dort
zuging. Ich kannte von eigenen, länger
zurückliegenden
Musikaufnahmen in Köln ein Tonstudio, dessen Aufnahmeraum
riesig
war. Hier das war nur ein kleiner eigentlicher Studioraum, ein
Räumchen, vielleicht 3 x 4 Meter, eher etwas weniger, daneben
dann
aber mehrere Technikräume und vor allem der Regieraum mit den
Mischpulten, der war deutlich größer, als das
eigentliche
Studio und randvoll mit Apparaturen und Geräten. Frau Cordes
ließ dann ein Band von einem aktuell in Produktion
befindlichen
Musikstück laufen und ich muss sagen, ich war gleich angetan
und
hätte so etwas wirklich nicht erwartet. Es ist nicht so, dass
ich
das jetzt nur hoch lobe, weil es in der eigenen Umgebung stattfand, es
war wirklich eine vor allem hochinteressante Musik. Ich verstand jetzt
erst, warum man auch aus musikalischen Gründen nicht so sehr
auf
ein Publikum fixiert war, weil es wirklich eine Musik war, die sich so
nur im Studio produzieren lässt und auf einer Bühne
gar nicht
oder nur mit kräftigen Substanzverlusten, die einer
Vernichtung
des Stückes gleichkommen, reproduzieren lässt. Als
wir dort
dann neugierig der Musik zuhörten, kamen so nach und nach
für
bevorstehende Aufnahmen die Musiker. Die Frau Bogen, die hatte ich auch
schon öfters hier in der Gegend gesehen, ich glaube, die
wohnte
damals auch hier gleich um die Ecke, weil ich sie öfters dort
in
einem Hauseingang reingehen sah. Als Herr Keller kam, führte
der
auch noch einige andere Stücke von Tonbandkonserven vor, die
ich
ebenfalls musikalisch für hochinteressant hielt. Zum
Schluß
kam dann Herr Schneider, den ich bis dato immer für recht nett
hielt, aber kaum dass der mich sah, explodierte der gleich und fragte
böse, welcher Idiot denn hier zu einer
Betriebsführung eingeladen habe. Frau Cordes und Herr
Keller
besänftigten ihn gleich, wonach er dann abwinkte und sich in
den
Studioraum zurückzog. So endete mein erster Besuch in
diesem
Studio.
Anekdoten von Evi Topas,
zeitweise Mit-Musikerin, damals Musikstudentin

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Eine
Frage war die, was will man bei Ehzz mit einer Musikerin, die
vornehmlich klassisch verwurzelte Holzblasinstrumente spielt? Ich bekam
damals über Bekannte den Tipp, dass man dort für eine
einzelne Aufnahme eine "Oboe und eine Querflöte"
benötige.
Über irgendwelche Mundpropaganda-Umwege kam ich
schließlich
zu Ehzz. Das erste Gespräch über die genauen
"Einsatzbedingungen" führte ich mit Agathe Bogen. Dann folgte
ein
kurzes Treffen mit Jackomo Schneider direkt im Studio. Er sagte
überfreundlich guten Tag, legte mir ein Notenblatt
hin und
meinte, ob ich das mal mit der Oboe vorspielen könne und zwar
so,
als ob man das Stück nachts im Dunkeln auf einer Wiese leise
draußen spiele. Zuvor ließ man mir dann im Studio
noch 20
Minuten Zeit, in der ich das alleine einüben konnte. |
Nun ist
es
ganz gewiss keine wirklich leicht vorstellbare Einsatzsituation
für eine Oboe, nachts auf einer Wiese im Dunkeln zu spielen,
aber
ich stellte mir das irgendwie vor und spielte das Stück, was
nur
recht kurz war. Schneider warf ein Buch in die Ecke und kreischte: "Das
ist es doch! Sie sind engagiert, wenn sie wollen." Ich fragte nach
einem Vertrag, darauf Schneider achselzuckend: "Vertrag gibts keinen. Wir wollen Musik machen und keinen bürokratischen
Verwaltungsaufwand produzieren, dafür sind andere
zuständig."
Dann hakte ich nach und begriff erst nach und nach, welches Konzept
überhaupt hinter Ehzz steckt, dass man keine Sekunde lang
daran
gedacht hat, auch nur irgendwelche Einnahmen mit der Musik zu erzielen.
Die Musik wurde zum reinen Selbstzweck produziert. Wurde sie verkauft
war es gut, wenn nicht ebenso. Besonders Schneider war das total egal.
Das muss man als Musiker erst einmal verdauen und ich habe sicher noch
einige Tage überlegt, ob ich da mitwirken soll oder nicht. Da
man
aber von einer Sekunde auf die nächste auch wieder aussteigen
konnte, wenn es einem nicht passte, ging ich eigentlich ja kein Risiko
ein und habe von da an insgesamt bei mehreren Titeln mitgewirkt, was mir
stets enormen Spaß bereitet hat. Das kann man nicht
beschreiben.
Es war kein stures Einüben von Stücken, obwohl oft
und viel
geübt wurde, bis es so war, wie es sein sollte. Es war eine
Feinarbeit, an der auch jeder im Zuständigkeitsbereich seines
Instrumentes mitbestimmen konnte, ob und wie Änderungen
einfließen, weil man sagte, keiner weiß besser wie
Dein
Instrument reagiert, als Du selbst, weil Instrument und Du eine Einheit
bilden, die nur zusammen das hervorbringen kann, was wir uns
vorstellen. Diese eher ungewöhnliche Einstellung war es vor
allem,
die mir gefallen hat und die den Spaß an der Musik
vervielfachte.
Ich glaube, wir haben wirklich alle zusammen an den Stücken
gleichwertig mitgewirkt, man hatte nachher nie das Gefühl,
irgend
ein winzig kleines Neben-Rädchen in einem riesigen Getriebe zu
sein, sondern immer ein vollwertiges, gleichwertiges Mitglied von dem
Ganzen. |
Kommentar von Karl Becker
(Akkordeonspieler-Volksliedinterpret)

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Mir
war unverständlich, wie man solche Musik gut finden konnte.
Zuerst
jedenfalls. Was die machten war ja vielfältig, wie ich erst
später mitbekam, da gab es dann tatsächlich auch
einige
Stücke, die sogar mir Anerkennung abverlangten. Trotzdem, im
Großen und Ganzen war es nicht meine Musik, was die machten.
Über 15 Jahre habe ich in einem Akkordeonorchester
mitgespielt,
welches ausschließlich Volkslieder zum Besten gab, da ist man
für Musik, wie sie von EHZZ kam, nicht mehr
aufnahmefähig und
klebt so in seiner Spur, das geht einfach nicht. |
Kommentar von Erika Schumann (Berufs-Musikerin)

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Zuerst
war Mitternachtsgeiger - dann lange Zeit gar nichts. Von wem mag nur
dieses grandiose Stück sein, geisterte es jahrelang durch meinen
Kopf. Ich hatte es einmal von jemandem in einer Probe zu einem Konzert
auf Cassette geschenkt bekommen. Immer wieder musste und wollte ich
dieses Stück hören, ohne zu wissen, von wem es überhaupt
ist. Sicher zwei Jahre später erfuhr ich dann, dass es von EHZZ
ist und hatte auch noch das unwahrscheinliche Glück, von einem
Berufskollegen das EHZZ - Cassettenalbum "Hinter Glas" von 1983 / 84
als Kopie bekommen zu können. Seither bin ich absoluter EHZZ -
Fan, rückhaltlos und zu (fast) allem bereit, wenn es darum geht,
weitere Titel von EHZZ ergattern zu können. |
Kommentar von Claudia Molitor (Berufs-Musikerin und Tochter von Dieter Molitor)
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Mein
Vater, Dieter Molitor, hatte in den späten 70er Jahren bei
einigen EHZZ - Produktionen mitgewirkt. Noch heute spricht er
oft von dieser Zeit und erinnert sich sehr gerne daran zurück.
Irgendwie war die Zusammenarbeit mit EHZZ für ihn immer etwas ganz
besonderes, fern ab vom üblichen Schaffen als Berufs - Musiker,
obwohl es auch hier ums Einspielen von Musikproduktionen ging. Die
Herangehensweise war völlig anders, als anderswo. Lockerer, ohne
jeden Gedanken an mögliche Einnahmen mit der Musik, aber vor allem
auch die "Andersheit" der Musikstücke selbst, gegenüber dem
sonstigen musikalischen Alltag, hatte es ihm sehr angetan. |
Rückbetrachtung von Gitta Cordes, Mit - Begründerin und "Stammpersonal"

Gitta Cordes
neueres Foto aus 2016
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1985
war Schluß mit EHZZ / EMP, und ich habe mich seit dem 1000 mal
gefragt, ob es seinerzeit die richtige Entscheidung war, EHZZ
aufzulösen und einzustellen. Später ist man immer klüger
und nachts sind alle Katzen grau, das sind so alte Sprichworte. Aus der
heutigen Sicht, mit über 30 Jahren Abstand zwischen der
Auflösung und diesen Worten hier, sage ich überzeugter
denn je, es war falsch EHZZ aufzulösen, auch wenn es damals
richtig erschien. Das ist meine persönliche Meinung, die
sicherlich nicht unbedingt von allen damaligen Mitwirkenden geteilt
wird, damals nicht und heute vermutlich auch nicht. Natürlich kann
man nicht immer allem Alten nachtrauern, dann käme nie was neues,
aber wenn ich mir die meiste neue Musik von heute so anhöre,
wünschte ich, das Alte wäre geblieben oder man würde das
Neue sofort gegen die Musik von damals austauschen. |
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oben:
Cover
der Dreititel - EP - Cassette "Nach - Denklich" von 1978. Das
balladenhafte, recht lange Titelstück "Nach - Denklich" (mit
Absicht
so geschrieben) befand sich auf der A - Seite, während die beiden
Titel "Klehzzik" und "Dipol - Bolero" auf der B - Seite waren. Das
durch Drucktechnik verfremdete Foto zeigt übrigens Agathe Bogen.
Der Titel Klehzzik, genau betrachtet ein an klassische Musik
angelehntes Sammelsurium mehrerer Einzelstücke, in die zudem u.a.
auch noch Jazz-, Latin- und Rockelemente eingeflossen sind, war
auf dieser EP - Cassette in einer stark gekürzten Version
enthalten. Während alle Parts davon zusammen im Original
über 21 Minuten
dauern, gab es hierauf davon nur 7 Minuten zu hören.
Diese EP zählte mit zu den auflagenstärksten Cassetten von
EHZZ. |
oben:
Coverfront
des Kurz - Albums "Dr. Frankenschneider" von 1981. Das Titelstück
stammte allerdings schon aus dem ersten EHZZ - Jahr 1976. Die
Aufmachung der Cover - Oberseite wirkte zwar wie eine Single -
Cassette, wo auf der B - Seite halt eben der Titel "Hirni" von 1978 zu
finden wäre, dem war jedoch nicht wirklich so. Eine spezielle
Version des Titels "Hirni" war mit auf der A - Seite und folgte
übergehend (ohne Pause) an den Titelsong. Auf der B - Seite gab es
unterdessen 3 Titel, darunter "Fragile" von 1981 sowie 2 Titel, die in
der Discografie nicht aufgeführt sind, die im Prinzip Variationen
der beiden Titel der A - Seite darstellten. Das Coverbild ist
übrigens eine Zeichnung, die ein Grafiker aus der Werbefirma, zu
der das EMP - Studio seinerzeit gehörte, in Anlehnung an ein
altes Kino - Plakat, jedoch mit etwas an Jackomo Schneiders angelehnten Gesichtszügen gefertigt hatte. |
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oben:
Coverdecke
der Single - Cassette "Fabrikantenvilla" von 1980. Der namensgebende
Titel war auf der A - Seite und wurde von Helga Baumann komponiert. Auf
der B - Seite war der Titel "Tippse" zu hören, den Gitta Cordes
komponiert hatte. Es ist eine der Cassetten, die in nur sehr geringen
Stückzahlen aufgelegt wurde (ca. 30 - 50 Stück). |
oben:
Aus
dem gleichen Jahr, also 1980, stammt die Cassette "Diesel - Lilly + 4 =
5". Sie enthielt insgesamt die 5 Titel: Diesel - Lilly, Caravan
und Morning Of My Life aus dem Produktionsjahr 1980 sowie Cactus
- Highway und Europareise, Part 9 aus dem Produktionsjahr 1979. Die
Titel Morning Of My Life, komponiert von Barry Gibb und Caravan,
komponiert von Duke Ellington, werden wir aus urheberrechtlichen
Gründen hier natürlich nicht veröffentlichen. |
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oben:
Cover
- Oberseite des Albums "Das große Entsetzen" von 1982. Unter dem
Unterbegriff "6 Titel, die garantiert zu keiner Gelegenheit passen !"
wurden hier ausnahmslos eher etwas seltsame und umstrittene Titel
der letzten Jahre zusammengestellt. Neben dem eigentlichen
Titelstück "Das große Entsetzen" eben aus dem Jahr 1982,
fanden sich hier auch noch Titel wie "Die Erde bewegt
sich; Ein zarter Kopfschmerz / Gel Hanni; Verrückte;
Wüstenchaos und Distant Music" aus früheren Jahren, die
für sich genommen bereits zuvor auf mehreren,
unterschiedlichen anderen Alben veröffentlicht worden waren. |
oben:
Deckblatt
des allerletzten EHZZ - Albums "Bye Bye Forever" von 1985. Daran sieht
man sehr schön, wie schnell doch die Zeit vergeht, denn das
Erscheinen dieses Abschiedsalbums ist nun schon ziemlich genau 30 Jahre
her (Stand Frühjahr 2015).
Es war mit seinen sieben Titeln sozusagen der krönende
Abschluß und zugleich eine Art Abschiedsgeschenk an die EHZZ -
Freunde. Dabei waren hierauf auch Stücke, die
ausschließlich mit rein akustischen Instrumenten eingespielt
wurden, was bei EHZZ in dieser Konsequenz eher selten vorkam. Wie man
weiss, waren normalerweise, neben akustischen Instrumenten, meist auch
noch E - Gitarren, E - Baß, E - Orgeln, Keyboard oder dergleichen
irgendwie mit dabei. Das heisst aber nicht, dass alle Stücke
dieses Abschiedsalbums rein mit akustischen Instrumenten eingespielt
wurden. |
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